Diabetes? Frag die Zuckertante - Der Podcast für Menschen mit Typ 2 Diabetes

Diabetes? Frag die Zuckertante - Der Podcast für Menschen mit Typ 2 Diabetes

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Der Zucker ist morgens höher als abends!

„Meine Zuckerwerte sind morgens höher als abends, ohne dass ich etwas dazwischen esse, manchmal ein halbes Glas Wasser sonst nichts?“

Ja, das gibt es! Bei vielen Diabetikern! Die kommen dann, knallen das Zuckerbüchlein auf den Tisch: „Das gibt‘s doch nicht! Die ganze Nacht esse ich nichts und der blöde Zucker geht hoch!“ Alle ärgern sich darüber und viele wollen ganz genau wissen, warum das passiert. Es ist ein bisschen kompliziert:

Ja, das gibt es! Bei vielen Diabetikern! Die kommen dann, knallen das Zuckerbüchlein auf den Tisch: “Morgens höhere Zuckerwerte als beim Schlafengehen – darüber ärgern sich viele Die morgendliche “Aufwachreaktion”

ist dran schuld! Um die zu verstehen müssen wir uns mit anderen Hormonen als nur mit dem Insulin beschäftigen:

Säugetiere - und Menschen! - wachen morgens auf, wenn es hell wird. Schon in den Stunden davor bereitet sich der Körper aufs Aufwachen vor: Sie liegen im Bett, schlafen noch gut, und schon beginnen Ihre Hormone zu arbeiten, denn: das Munterwerden wird von Hormonen gesteuert. Ihr Körper „weiß“ in der Nacht, wann es wieder hell wird!

Die Nebenniere ist ein kleines Organ oberhalb der Nieren, dort werden wichtige Hormone produziert: Adrenalin, Noradrenalin, Cortisol.In den frühen Morgenstunden fängt die Nebenniere an zu arbeiten: sie produziert etwas mehr von den Stresshormonen Adrenalin und Noradrenalin. Und schickt die ins Blut. Gesteuert durch den Hell-Dunkel-, den Tag-Nacht-Rhythmus beginnt das jede Nacht in den Stunden bevor es hell wird.

Die Nebenniere ist ein kleines Organ oberhalb der Nieren, dort werden wichtige Hormone produziert: Die beiden Stress-Hormone stellen den Körper langsam auf das Aufwachen, auf den kommenden Tag ein. Das Herz schlägt schneller, der Blutdruck steigt ein bisschen - und die beiden befehlen auch der Nebenniere, wieder mehr Cortisol herzustellen.

Die Nebenniere ist ein kleines Organ oberhalb der Nieren, dort werden wichtige Hormone produziert: Cortisol

Cortisol ist die natürliche Form von Cortison, das wir als Medikament verwenden. Wir alle haben dauernd Cortisol im Körper, es ist ein wichtiges Hormon, das mit wach sein, Energie haben, Infekte abwehren. zu tun hat. Das Cortisol möchte den Körper “auf Touren” bringen. Es sagt der Leber, sie soll Zucker aus ihren Speichern ins Blut rinnen lassen. Das tut die Leber dann auch brav, und so wird der Zucker im Blut mehr. Das kann man messen: Der Blutzuckerspiegel steigt an, und weil frühmorgens mehr Cortisol aus der Nebenniere kommt, wird bei jedem Menschen in den frühen Morgenstunden der Zucker im Blut mehr.

Bei gesunden Menschen merkt die Bauchspeicheldrüse mit ihren Sensoren, dass da jetzt mehr Zucker im Blut herumschwimmt. Nun muss sie auch so früh am Morgen zu arbeiten beginnen: sie gibt mehr Insulin ins Blut ab und beginnt auch gleich, mehr Insulin nach zu produzieren.

Bei gesunden Menschen merkt die Bauchspeicheldrüse mit ihren Sensoren, dass da jetzt mehr Zucker im Blut herumschwimmt. Nun muss sie auch so früh am Morgen zu arbeiten beginnen: Aufgabe von Insulin ist ja, Zucker aus dem Blut in die Körperzellen einzuschleusen, vor allem auch in die Muskelzellen. Muskelzellen brauchen kleine Zuckerspeicher, damit sie schnell und kräftig und zuverlässig arbeiten können. Wenn morgens mehr Zucker im Blut herumschwimmt, sollte das Insulin den Zucker in die Zellen schieben und so den Zuckerspiegel normal halten.Es ist eine gute Idee, morgens die Muskel-Speicher vollzufüllen, bevor das Tierchen oder der Mensch aufwacht. Wenn alles gut funktioniert, sind die Muskeln beim Aufwachen voll Energie - der Tag kann beginnen. So sollte das sein. Aber bei Diabetikern….

Die Zuckertante erzählt: “Da möchte ich Ihnen etwas erzählen: Bei Löwinnen ist das ein bisschen anders, die jagen ja in der Nacht. Die brauchen volle Muskelspeicher spätabends. Und da beginnt der Anstieg der Stresshormone abends, wenn sich das Licht in der Steppe ändert, wenn die Abenddämmerung beginnt. So geht die Löwin mit Muskeln voller Zucker in die Nacht und hat dann genug Kraft und Ausdauer zu jagen - ist doch faszinierend!”

Die Zuckertante erzählt: Aufwachreaktion bei Diabetikern

Die Zuckertante erzählt: Bei Diabetikern kann es sein, dass das Ganze nicht so perfekt funktioniert. Wie bei allen Menschen steigen auch bei Diabetikern die Stresshormone Adrenalin und Noradrenalin in den Morgenstunden an, sie mobilisieren Cortisol, das Cortisol bewirkt den Zuckerausstrom aus der Leber. Bis daher läuft alles ab wie bei Gesunden.

Die Zuckertante erzählt: Aber die Bauchspeicheldrüse von Diabetikern hat oft Schwierigkeiten, auf diesen Zuckeranstieg im Blut mit ausreichend Insulin zu antworten. Bei vielen Diabetikern schafft sie es nicht,  dieses zusätzliche  Insulin schnell bereit zu stellen.

Die Zuckertante erzählt: So ist durch  den Zuckerausstrom aus der Leber der Zucker im Blut mehr geworden. Die Zuckerwerte steigen an. Wenn zu wenig Insulin im Blut herumschwimmt, dann ist da keiner, der den Zucker in die Zellen räumt - und der Zucker bleibt länger im Blut.

Die Zuckertante erzählt: So kommt es, dass Diabetiker mit einem Blutzucker von 100mg% schlafen gehen und mit einem Blutzucker von 200mg% aufwachen können - OHNE dazwischen etwas gegessen zu haben!

Die Zuckertante erzählt: Dieser Effekt ist bei verschiedenen Diabetikern ganz verschieden stark.

Die Zuckertante sagt: „Naja, einige sind halt unseren Vorfahren in der Steppe und im Urwald noch ähnlicher… ;) . Sie können das ein bisschen verbessern, wenn Sie Ihren Stoffwechsel ankurbeln. Das geht am besten durch Bewegung!”

Die Zuckertante sagt: Was dagegen tun?

Solange der morgendliche Blutzuckeranstieg nicht allzu ausgeprägt ist, so lange Sie morgens keine allzu hohen Blutzuckerspiegel  messen, muss man nicht unbedingt gleich etwas dagegen tun - wenn die Zuckereinstellung sonst passt und das HBA1c im Zielbereich ist.Der morgendliche Zuckeranstieg ist nämlich medizinisch schwer zu beeinflussen: es gibt keine Tablette, die man abends einnimmt und die dann erst morgens wirkt.

Wenn man dagegen angehen will oder muss, weil der Anstieg doch zu stark ausfällt, dann sollte man der Bauchspeicheldrüse nachts und vor allem in den Morgenstunden ein bisschen helfen: man spritzt einfach abends ein wenig Insulin und entlastet so die Bauchspeicheldrüse. Damit sie nicht jede Nacht überfordert ist, weil sie nicht mehr genug Insulin für die Morgenstunden herstellen kann. Ein klein wenig zusätzliches Insulin macht ihr das Leben leichter und sie wird es Ihnen auch tagsüber mit besseren Zuckerwerten danken.Das Insulin-Spritzen geht ganz einfach, und wenn Sie mit guten Nüchtern-Zuckerwerten in den Tag starten, dann freuen Sie sich, und Ihre Tabletten und Ihre Diät können viel besser wirken. Details dazu finden Sie unter “Insulin zur Schlafenszeit -bedtime Insulin“.

Über diesen Podcast

Was genau sagt der HbA1c-Wert? Darf ich zu Weihnachten auch mal ein Plätzchen
mehr essen? Wie wirkt sich Stress aus auf meine Zuckerwerte? Was mache ich bei Überzucker und Unterzucker?

Im Podcast der Zuckertante gibt es Geschichten und viele Informationen für Neulinge und auch für die erfahrenen Diabetiker ist immer etwas dabei

Mein Name ist Dr. Susanne Pusarnig, ich bin Ärztin für Allgemeinmedizin und im Internet "die Zuckertante". Ich begleite, berate und betreue Menschen mit Typ 2 Diabetes seit über 25 Jahren. Übers Internet und hier im Podcast kann ich viele Menschen erreichen, Angst vor Diabetes nehmen und alles was man als Diabetiker wissen sollte, verständnisvoll und humorvoll weitergeben..
Dieser Podcast ersetzt keinen Arztbesuch und dient rein zur Information und Aufklärung.

Noch viel mehr Informationen finden Sie auf meiner Webseite
www.zuckertante.at

von und mit Dr. Susanne Pusarnig

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