Folge 74 Neues Insulin (Awiqli)
Ein neues Insulin ist im Kommen. In der EU hat ein neues Insulin die Zulassung bekommen, das Awiqli, das Insulin Icodec, ein Insulin, das man nur mehr einmal in der Woche spritzen braucht. Sozusagen ein Ultra-Langzeit-Insulin.
Und wenn man das hört, dann ist das natürlich spannend und aufregend. Und ja toll, nur mehr einmal in der Woche ein Langzeit-Insulin spritzen. Und dann kann man vielleicht auch bedenken, ja aber wie kann denn das gehen, so viel Insulin auf einmal, gibt es da nicht Probleme, Gefahren und so weiter und so fort.
Um diese tolle Neuigkeit dreht sich die heutige Podcast-Folge.
Ja, herzlich willkommen beim Podcast der Zuckertante. Ich bin Dr. Susanne Pusarnig, Ärztin für Allgemeinmedizin und ich betreue und behandle und begleite Menschen mit Diabetes seit vielen, vielen Jahren, seit 1986 eigentlich.
Und ich habe seit langem kein neues Insulin mehr kommen gesehen. Die Nachricht, die ist wirklich toll. Die Arzneimittelkommission der EU empfiehlt, das Insulin Icodec mit Handelsnamen Awiqli zuzulassen und die Firma NovoNordisk wird es so bald wie möglich auf den Markt bringen.
Davor muss noch die Europäische Kommission zustimmen, aber das ist meistens eine reine Formsache. Die Kommission folgt so gut wie immer den Empfehlungen der Arzneimittelkommission. Also die Zulassung ist so gut wie fix und wir dürfen uns auf dieses neue Insulin freuen.
Ich erzähle Ihnen heute ganz kurz zuerst einmal, wovon wir überhaupt reden, was das ist, dann für wen dieses Insulin geeignet ist, wer wirklich davon profitieren wird hoffentlich und dann noch ein paar praktische Sachen. Wie spritzt man so große Mengen Insulin, wie wird es mit dem Pen sein und so weiter und so fort. Um das gleich vorweg zu nehmen, die Frage, die in Österreich immer sofort kommt: „Und ist es Chefarztpflichtig?“ , weiß ich nicht, aber sehr wahrscheinlich ja, wie fast alle neuen Medikamente wird es ein Medikament sein, wo man zuerst eine Bewilligung vom Chefarzt braucht.
Ich weiß es nicht, wir werden sehen, wie die Firma dann verhandelt mit den österreichischen Behörden. Aber jetzt sind wir davon noch weit weg. Jetzt ist einmal die Zulassung da.
Wir haben das Ding noch nicht in der Hand und es gibt auch keinen Zeitplan, auch das sei gleich vorab gesagt. Die Firma sagt nur, sie wird sich bemühen, es so schnell wie möglich auf den Markt zu bringen. Immer wenn ein Medikament zugelassen wird, gibt es dazu auch ein Dokument von der EU, in dem deutlich ausführlicher als im Beipackzettel zusammengefasst ist, was das für ein Medikament ist, wo auch die wichtigsten Studien kurz besprochen werden.
Das verlinke ich Ihnen in den Show Notes zu dieser Folge. Wenn Sie in Ihrer Podcast App auf den Podcast gehen und da drauf klicken, dann finden Sie einen kurzen Text zur Folge und da ist auch der Link drinnen, wo Sie sich dieses Dokument gerne selber anschauen können. Das gibt es auch auf Deutsch.
Und jetzt eben zu unserem ersten Teil. Was ist das überhaupt? Also, das Insulin heißt Insulin Icodec, Icodec geschrieben, das ist sozusagen der chemische Name. In den Handel wird es kommen als Awiqli.
Und wenn ich Awiqli höre, dann höre ich Week drinnen, wie die Woche, aber es wird anders geschrieben. Ich buchstabiere es Ihnen einmal. Es wird heißen, großes A-W-I-Q-L-I, Awiqli.
Ein lustiger Name, an den wir uns alle werden gewöhnen können. Und es wird kommen in Einmal-Pens, darüber sprechen wir dann noch am Ende. Also, es wird nicht so sein, dass man das aus irgendeinem Fläschchen aufziehen muss oder kann, was auch Sinn macht, weil die Dosierung im Pen eine andere sein wird.
Und das ist eben ein Insulin, das sich im fließenden Blut ans Albumin, ans Eiweiß bindet und aus dieser Bindung nur ganz, ganz, ganz, ganz langsam freigesetzt wird. So langsam, dass nach 200 Stunden erst die Hälfte der Wirkung vorbei ist, also nach gut sieben Tagen. Dieses Prinzip, das kennen wir auch von Tresiba zum Beispiel, von dem Langzeitinsulin, das 40, 48 Stunden und länger wirkt.
Das kommt von derselben Firma. Und jetzt haben wir eben ein Insulin, das man nur einmal in der Woche spritzen muss. Es wird dann auch ein paar Wochen dauern, bis man auf der vollen Wirkung ist, aber auch das möchte ich Ihnen eigentlich später erzählen.
Was Sie nämlich wahrscheinlich viel mehr interessiert ist: Ist es für mich etwas? Für alle die, die sich überlegen, soll ich mit Insulin anfangen, mein Gott, das tägliche Stechen und was da alles passieren kann und ich traue mich nicht so recht. Für alle die ist es natürlich interessant zu schauen, für wen ist dieses Insulin besonders gut geeignet.
Und da kann man ganz klar sagen, vor allem für Menschen mit Typ 2 Diabetes. Und damit sind auch viele, viele Studien gemacht worden. Über 1600 Menschen haben das Insulin in den Zulassungsstudien bekommen und diese Studien sind sechs Monate oder zwölf Monate lang gelaufen und es gibt natürlich auch Verlängerungszeiträume, wo weiter beobachtet wird.
Dieses Studienprogramm, wo mehrere Studien zusammengefasst sind, heißt ONWARDS. Auch das verlinke ich Ihnen. Und da sind sechs Studien drinnen, wo leicht verschiedene Patientengruppen angeschaut worden sind.
Und die Studie, die wahrscheinlich für Menschen, die Typ 2 Diabetes haben und die noch kein Insulin spritzen am interessantesten ist, ist die ONWARDS1 Studie. Die ist ein Jahr lang gelaufen. Da waren tausend Leute drin.
Knapp 500 haben das neue Insulin bekommen und die anderen 500 haben eines der gängigen Langzeitinsuline bekommen. Sind also so eingestellt worden, wie wir das seit Jahren jetzt machen. Das Ziel in all diesen Studien war ein Nüchtern-Zucker zwischen 90 und 130.
Und die Leute hatten am Anfang so circa elf Jahre lang Typ 2 Diabetes im Durchschnitt, mit großen Abweichungen natürlich. Das ist auch ganz normal. Es dauert ja immer ein paar Jahre, bis jemand dann wirklich Insulin braucht und neu mit einer Insulintherapie beginnen muss.
11jährige Diabetesdauer, HbA1c bei Beginn 8,5, also eine schlechte Diabetes-Einstellung. Auch das natürlich als Durchschnittswert. Durchschnittliches HbA1c 8,5.
Und nach einem Jahr, am Ende der Studie, hatten die Leute, die mit dem Insulin Awiqli, mit dem einmal wöchentlichen behandelt wurden, im Schnitt ein HbA1c von 6,9. Und die, die ein Langzeitinsulin hatten, das Lantus oder wie es jetzt heißt Semglee, die hatten ein HbA1c von 7,1. Also unter dem neuen Insulin Awiqli nach einem Jahr HbA1c 6,9, nach Insulin Lantus Semglee ein HbA1c von 7,1. Beides eine gute Verbesserung, aber doch das Neue ein klein wenig besser. Was aber eigentlich noch interessanter ist, ist die Frage nach den Unterzuckerungen, nach den Hypos.
Denn davor haben auch wir natürlich ein bisschen Scheu und Bedenken, wenn man jetzt ein Insulin spritzt für eine ganze Woche, ein Langzeitinsulin: Was ist, wenn jemand krank wird, was ist, wenn jemand einen Brechdurchfall hat und nichts essen und trinken kann und, und, und, und. Und da zeigt sich übrigens in allen Studien, dass die Häufigkeit bei den Patienten mit Typ 2 Diabetes an Hypos, an Unterzuckerungen vergleichbar ist mit dem Lantus. Und Lantus gilt ja als ein Insulin, unter dem Menschen mit Typ 2 Diabetes eher wenig Hypos bekommen.
Die Unterschiede sind minimal. In vielen Studien ist die Hypo-Häufigkeit leichterer, mittelschwerer, schwererer Hypos exakt gleich. Bei manchen hat das eine die Nase vorn, bei manchen Studien das andere, aber merken kann man sich, in der Hypo-Häufigkeit hat es keinen Unterschied gegeben.
Und überhaupt hat sich in diesen ganzen Studien gezeigt, dass wirklich einmal pro Woche spritzen mindestens genauso gut geht, wie einmal, wie einmal eben pro Tag zu spritzen. Und das ist wirklich etwas, was sehr, sehr, sehr spannend ist.
Was auch noch eine interessante Zahl ist, dass man am Ende so einer Studie schaut, wie viel Prozent der Menschen haben einen HbA1c unter 7, aber ohne Hypos.
Und das ist wichtig, weil HbA1c unter 7 ist ja das Kriterium für eine gute Einstellung bei Typ 2 Diabetes. Und natürlich freuen wir uns nur dann über Werte unter 7, wenn die ohne Unterzuckerungen, ohne Hypos erreicht werden. Und in dieser Studie, da ist auch ein schöner Unterschied, die Menschen, die das einmal pro Woche Insulin verwendet haben, die hatten zu 52 Prozent ein HbA1c unter 7 am Studienende, ohne Hypos.
Und bei denen, die mit dem Insulin Lantus behandelt wurden, waren es nach dem Jahr nur 42 Prozent. Also da ist ein deutlicher Unterschied und das ist ja eigentlich auch ein wunderschönes Ergebnis, wenn Sie daran denken, dass die Leute bei Beginn der Studie im Durchschnitt ein HbA1c von 8,5 hatten. Und mehr als die Hälfte von diesen Menschen, die das neue Insulin bekommen haben, haben nach einem Jahr ein HbA1c im schönen Zielbereich von unter 7 Prozent, ohne Hypos.
Also eine interessante und feine und tolle Geschichte. Es hat dann auch Studien gegeben, wo Menschen drinnen waren, die zwar noch kein Insulin gespritzt haben, aber zum Beispiel Sulfonylharnststoffe genommen haben. Also diese Tabletten, die die Insulin- Produktion der Bauchspeicheldrüse anregen, die konnten entweder abgesetzt werden oder zumindest halbiert werden.
Es gibt auch Studien von Menschen, die schon ein herkömmliches Insulin einmal täglich spritzen, die umgestiegen sind auf einmal wöchentlich. Und es gibt sogar Arbeiten zu Menschen, die eine intensivierte Insulintherapie betreiben und die dann das Basisinsulin zurückgenommen haben auf das einmal wöchentliche. Die Ergebnisse sind überall dasselbe:
Gute HbA1c- Absenkung, gleich gut wie andere Insuline oder besser und nicht mehr Hypos. Und das ist, glaube ich, die ganz wichtige und auch wirklich schöne Botschaft des neuen Insulins.
Vielleicht fragen Sie sich jetzt, warum nicht bei Typ 1? Das ist schon sehr verständlich.
Typ 1-Diabetes ist ja dadurch gekennzeichnet, dass diese Menschen gar kein eigenes Insulin mehr produzieren können und dass sie auf eine sehr, sehr exakte Versorgung mit Insulin angewiesen sind. Und auch der Bedarf von einem Menschen mit Typ 1-Diabetes kann sich schon relativ schnell ändern, auch zum Thema Langzeit- und Basisinsulin. Und da ist es sicherlich besser, mit Insulinen zu arbeiten, zumindest jetzt noch, die man zumindest einmal im Tag spritzt oder eben als moderne Insulin- Therapie bei Typ 1 natürlich immer zu bevorzugen: die Insulinpumpe, vor allem die modernen Insulinpumpen, die das Basisinsulin schon ganz automatisch auf die Bedürfnisse dieses Menschen, ihres Menschen einstellen können.
Ich kann mir Sonderfälle vorstellen aus meiner Erfahrung in der Arbeit mit Menschen mit Diabetes, wo es möglicherweise auch bei Typ 1-Diabetes Sinn macht.
Das eine, was mir dabei sofort einfällt, ist die Zeit, in der ich ein großes Behindertendorf hausärztlich betreuen habe dürfen und wo eben auch Menschen natürlich mit Diabetes gelebt haben.
Und ich kann mich gut erinnern, wie schwierig es immer war, wenn es zum Insulinspritzen gekommen ist, denn die Betreuer in so einer Einrichtung sind ja hochqualifizierte Pädagogen und Sozialarbeiter, aber das sind keine Krankenschwestern, kein diplomiertes Pflegepersonal, die dürfen nicht Insulin spritzen. Und gerade in so einer Einrichtung, wo die Menschen dann oft über den Tag an Werktagen mit Bussen in Werkstätten gebracht werden, manche auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln selber fahren, ist es immer in der Früh ein fürchterliches Gewurstel gewesen, wenn dann die mobile Schwester kommen muss und das Insulin spritzen muss. Alles ganz, ganz schwierig.
In solchen Settings kann dieses „einmal wöchentlich“ eine ganz, ganz große Hilfe sein. Natürlich bei Typ 2-Diabetes, aber da könnte ich es mir auch bei Typ 1 vorstellen. Oder auch Menschen, die große psychische Probleme haben.
Menschen mit einer echten Nadelphobie, der auch mit einer Psychotherapie, mit einer Verhaltenstherapie nicht beizukommen ist, denen nicht geholfen werden konnte: die sind natürlich selig über jeden Stich, den sie weniger machen müssen. Also in Sonderfällen ist das in der EU oder soll es zugelassen werden auch für Typ 1, aber der Schwerpunkt liegt ganz, ganz klar am Typ 2. Und ich gestatte mir hier jetzt eine persönliche Bemerkung.
Sie wissen, ich bin keine Wissenschaftlerin, ich komme rein aus der Praxis und ich versuche immer, Ihnen wissenschaftlich gesicherte Informationen zu geben. Und wenn ich etwas erzähle, was meine persönlichen Gedanken sind, dann sage ich das auch immer. Also das jetzt ist etwas, was ich mir denke, das aber jetzt nicht durch irgendwelche Studien abgedeckt ist.
Nehmen Sie es bitte einfach nur als persönliche Meinung Ihrer Zuckertante. Menschen mit Typ 2 Diabetes haben ja eine eigene Insulinproduktion, die nur nicht ausreicht, sonst hätten sie keinen Diabetes. Und wo die Insulinreduktion, Entschuldigung, das sind Menschen, wo die Insulinproduktion doch so beeinträchtigt ist, dass eine Behandlung mit Tabletten nicht mehr ausreicht, so dass diese Menschen Insulin dazu spritzen müssen.
Und der Zauber liegt in dem Wörtchen dazu. Denn wir unterstützen meistens nur die Bauchspeicheldrüse von Menschen mit Typ 2 Diabetes mit eher geringen Insulindosierungen. Und sehr oft kommen Menschen mit Typ 2 Diabetes ja nur mit Langzeitinsulin gut über die Runden und müssen eben nicht wie der Typ 1 alles Insulin dem Körper spritzen, was sie brauchen, weil die Drüse noch einiges selber macht.
Viele Menschen mit Typ 2 Diabetes brauchen zum Beispiel kein schnelles Insulin zu den Mahlzeiten. Das heißt aber auch, dass wir ja nicht völlig das Insulin ersetzen, auch nicht das Basisinsulin, das diese Menschen brauchen, sondern wir unterstützen nur. Und da bleibt also ein unterschiedlich großer Rest, den die Bauchspeicheldrüse von Menschen mit Typ 2 Diabetes noch selber macht.
Und in dem Bereich, wo die Drüse noch selber tätig ist, kann sie ja auch reagieren. Zum Beispiel, wenn jemand weniger braucht, weil er krankheitsbedingt weniger essen kann, dann kann der Körper natürlich nicht bewirken, dass das gespritzte Insulin weniger wirkt. Das nicht.
Aber er kann die körpereigene Restinsulin-Produktion runterfahren und dadurch sich viel flexibler anpassen an verschiedene Gegebenheiten. Ich hoffe, ich habe jetzt diesen Gedanken rübergebracht. Wie gesagt, das ist nur ein Gedanke.
Aber das ist etwas, wo ich meine, dass es wirklich eine gute, gute Überlegung und ein guter Schwerpunkt ist, dieses Insulin speziell für Menschen mit Typ 2 Diabetes zu entwickeln. Über Nebenwirkungen brauchen wir bei einem Insulin nicht sprechen. Die Nebenwirkung ist natürlich die Hypo, die Unterzuckerung wenn zu viel gespritzt worden ist.
Klar, es gibt wie bei jedem Medikament Unverträglichkeitsreaktionen. Es kann einmal sein, dass an der Einstichstelle Reizungen sichtbar werden. Es kann auch einmal zu einem Juckreiz im ganzen Körper kommen.
Es kann sein, dass irgendeiner der Stabilisatoren, die die Flüssigkeit haltbar machen, nicht vertragen wird. Dass es dazu kommt, dass man ein Arzneimittel ganz einfach nicht verträgt. So, das war jetzt der Teil zu der Frage, für wen ist dieses Insulin.
Und jetzt möchte ich noch ein paar praktische Sachen erzählen, die Sie vielleicht auch neugierig machen auf dieses Insulin. Das eine ist: Wie soll man denn so große Mengen spritzen? Als Einstiegsdosis wird empfohlen bei Typ 2 Diabetes 10 Einheiten pro Tag.
Das ist ein gängiger Beginn einer Therapie mit einem Langzeitinsulin, auch jetzt schon. Nur, wenn man jetzt ein Insulin für einmal in der Woche spritzt, dann braucht man natürlich 70 Einheiten. Für 7Tage, 7 mal 10 Einheiten sind 70 Einheiten.
Und wenn Menschen zum Beispiel 20 Einheiten täglich bis jetzt gespritzt haben, dann würden die 140 Einheiten Insulin pro Woche brauchen. Und das auf einmal zu spritzen geht natürlich mit den Insulinpens, die Sie bis jetzt gewohnt sind, ginge das nur sehr sehr schwer. Dann hätte man so einen Pen sehr schnell ausgespritzt, weil in so einem Pen sind ja üblicherweise 300 Einheiten drin, beim Toujeo etwas mehr.
Aber da kommen Sie natürlich nicht hin. Und ich glaube, das ist gut verständlich. Niemand möchte sich 140 Einheiten bei 20 pro Tag, wenn es also 140 pro Woche, niemand möchte sich die halbe Ampulle da unter die Haut jagen.
Von daher wird dieses Awiqli Insulin in einer höheren Dosierung kommen. Und zwar werden da in einem Milliliter jetzt nicht 100 Einheiten drinnen sein oder 300, sondern 700. Das heißt, wir werden einen eigenen Einmalpen bekommen.
Ich habe gelesen, er wird dunkelgrün sein. Das ist übrigens einer der dunkelblauen Einmalpens der Firma Novo Nordisk. So schauen die gängigen Pens aus.
Ich habe nur das Etikett runtergelöst, aber der neue Pen wird eben dunkelgrün sein. Und der wird das Insulin so hochkonzentriert drinnen haben, dass wenn man hinten sich ein Rädchen einstellt, die 70, 100, 140, 200 Einheiten, dass man dann nur sehr geringe Mengen von Insulin spritzen muss. Zum Beispiel, wenn jemand 50 Einheiten Insulin pro Tag brauchen würde, was jetzt eigentlich schon völlig überdimensioniert ist, das macht praktisch niemand, aber angenommen, dann wären das 350 Einheiten pro Woche.
Und beim 700er Insulin, bei der Dosierung des Awiqli Insulins, wäre das gerade einmal die Flüssigkeit von einem halben Milliliter bei dieser großen Menge. Das heißt, es ist offensichtlich gelungen, das Insulin so zu verpacken, dass es exakt gespritzt wird, dass aber die Flüssigkeit oder, wenn Sie so wollen, die Größe des Tropfens sehr klein ist und es daher nicht mehr Mühe und auch nicht mehr Schmerzen macht, dieses Insulin zu spritzen als herkömmliche Insuline. Hinten am Rädchen wird man dann in Zehnerschritten dosieren.
Da wird also stehen 10 Einheiten, 20, 30, 40, 50, 60, 70 und so weiter. Wie gesagt, 70 Einheiten einmal pro Woche gespritzt, entspricht natürlich einer bisherigen Insulindosierung von 10 Einheiten einmal pro Tag und so weiter. Es wird den Pen in verschiedenen Größen geben.
Es wird ihn geben bis zu 3 Milliliter, wo dann eben 2100 Einheiten drin sind, aber das sind praktische Details, die man dann schon sehen wird, wenn man den Pen in der Hand hat. Es passen die handelsüblichen Nadeln drauf, 4 bis 8 Millimeter, die Nadeln, die wir bis jetzt auch verwendet haben, zum Insulinspritzen. Jetzt ist natürlich die Frage, ein Insulin, das einmal pro Woche gespritzt wird.
Das ist ein Insulin, das lang braucht, um anzufluten und dadurch, dass es sieben Tage lang verlässlich wirken muss, wirkt es ja in Wirklichkeit länger als die sieben Tage. Nach sieben Tagen ist noch eine gute Restwirkung da und dann wird es weniger. Das bedeutet, wenn ich mit der Therapie anfange, bin ich nach zwei bis vier Wochen erst auf der vollen Wirkung.
Das ist vielleicht auch beruhigend für Menschen, die ein bisschen Sorge haben, wenn sie mit einer Insulintherapie beginnen, dass sich die Wirkung eben erst langsam aufbaut. Wenn man jetzt Patienten hat, die schon ein Insulin gespritzt haben und die umsteigen möchten auf den Komfort, dass nur einmal in der Woche, dann gibt es eine Möglichkeit, dass man bei der ersten Dosierung ein bisschen mehr gibt, um die Hälfte mehr, in der ersten Woche, damit die Sättigung sozusagen schneller erreicht ist, dass das Gleichgewicht schneller erreicht ist. Aber das ist Sache des behandelnden Arztes und der behandelnden Ärztin.
Eine Sorge, die vielleicht manche haben, ist auch, was mache ich, wenn ich vergessen habe. Und da gibt es eine klare Anweisung, wenn Sie drauf kommen, ich habe mein wöchentliches Insulin nicht gespritzt, ich spritze es immer am Sonntag und heute ist schon Dienstag, dann ist es einfach so, dass Sie bis drei Tage nach dem üblichen Termin einfach Ihre Wochendosis spritzen können und die nächste Wochendosis dann wieder am gewohnten Tag, das wäre der Sonntag. Wenn Sie immer am Sonntag spritzen und Sie kommen erst nach vier oder fünf oder sechs Tagen drauf, ich habe mein Insulin nicht gespritzt, dann würden sie also am Donnerstag oder Freitag spritzen und dann erst eine Woche drauf.
Aber wie man damit genau umgeht, dazu wird sicherlich auch noch Zettel geben, wo das genau draufsteht, da werden Sie die genauen Anweisungen bekommen und ich denke, gerade heute in der Zeit der Handys, wo wir uns alle Erinnerungen, auch jede Woche Erinnerungen am Handy einstellen können, wird es hoffentlich nicht allzu oft passieren, dass man vergisst, sein Medikament einmal pro Woche zu spritzen. Und die, die tiefer drin sind in der Materie, bei denen wird es jetzt überhaupt klingeln. Ich habe jetzt so oft gesagt, einmal pro Woche dies, einmal pro Woche jenes.
Und da fällt einem natürlich zwanglos ein, es gibt ja auch diese anderen Spritzen, die man einmal pro Woche nimmt. Das Ozempic zum Beispiel, das Trulicity. Das kann einen schon auf Ideen bringen.
Und das ist auch etwas, worauf ich mich schon persönlich auch freue in meiner täglichen Arbeit. Ich habe Menschen, die als Diabetesmedikament Trulicity oder Ozempic verwenden, die sehr schlechte Zuckerwerte hatten, als sie zu mir gekommen sind. Und wo ich jetzt sehe, ja, es wird langsam besser, aber der braucht noch ein bisschen was.
Und natürlich sind Menschen enttäuscht, wenn die jetzt schon einmal in der Woche ihr Trulicity oder Ozempic spritzen und ich dann sage, und außerdem müssen sie noch jeden Tag Insulin spritzen. Für diese Menschen könnte es natürlich schon eine sehr schicke Sache werden, dass die einmal in der Woche nicht nur ihr Ozempic spritzen, sondern auch ein bisschen was dazu von diesem neuen Insulin. Und man kann ja auch mit geringen Dosierungen anfangen.
Man kann mit ganz, ganz wenig anfangen, wo sie sich zum Beispiel 30 Einheiten einmal pro Woche gespritzt, das wäre durch sieben, gerade mal vier Einheiten. Minimale Unterstützung dazu, dass man die Zuckerwerte ein bisschen besser bekommt, ohne aber allzu viel Insulin zu geben. Also auch das eine interessante Überlegung, wie man mit so einem Medikament umgehen kann.
Ich denke mir, gerade auch dieses neue Medikament und auch das Ozempic, das führt auch dazu, dass Menschen sich immer mehr daran gewöhnen, dass es eben Medikamente gibt, die man spritzen muss. Und früher war das ja nur bei Diabetes geläufig. Aber jetzt gibt es so viele Krankheiten, bei denen Patienten sich irgendwelche Medikamente selber spritzen.
Es gibt ein Osteoporose-Medikament, das gespritzt wird. Die modernen Medikamente zum Absenken des Cholesterins, wenn die Tabletten nicht ausreichen, da gibt es welche, die gespritzt werden. Bei vielen chronischen Krankheiten gibt es hochmoderne Medikamente, die unter die Haut gespritzt werden, was den riesen Vorteil hat, dass das Medikament nicht den Weg nehmen muss, um über Mund und Magen und Darm und dort verändert und zerlegt wird, sondern eben direkt in den Körper kommt und dann direkt übers Blut dorthin transportiert wird, wo es halt gebraucht wird.
Also wir werden uns immer mehr daran gewöhnen, dass es neben der üblichen Einnahmeform von Tabletten oder Kapseln auch noch die Spritze gibt und dass das bei viel mehr Krankheiten angewendet wird, als es noch vor 20 oder 30 Jahren war. Ich bin sehr gespannt auf dieses neue Medikament. Ich freue mich darauf.
Es ist seit langem wieder einmal ein ganz neues Insulin mit einem neuen Wirkmechanismus. Mein Gott, wie ich angefangen habe zu arbeiten, ein Insulin, das eine Woche lang wirkt, wer hätte sich so etwas vorstellen können. So gesehen leben wir schon in einer tollen Zeit mit tollen Erneuerungen, mit tollen neuen Erfindungen, die Menschen wirklich weiterhelfen.
Und da gibt es ja am Horizont noch einen ganz anderen Traum, der vielleicht auch einmal wahr wird, nämlich die Firmen arbeiten und forschen an Insulinen, die dann stärker wirken oder die dann wirken, wenn der Zucker steigt und die aufhören zu wirken, wenn der Zucker fällt. Das wäre erst recht einmal was. Das ist Zukunftsmusik, aber die einmal wöchentliche Spritze, die ist da. Sie heißt Awiqli.
Sie finden mehr Informationen dazu in den Shownotes. Die Zuckertante grüßt und wünscht Allzeit Gute Werte.